Elke Leonhardt
Krankenschwester
Erwachsenen- und Behindertenbildung
Als Betroffene von Behandlungsfehlern habe ich feststellen müssen, dass es praktisch keine Hilfen gibt. Schon gar nicht, wenn es um psychische Folgen geht.
Ich habe viel Zeit mit der vergeblichen Suche nach Unterstützung, Informationen, wissenschaftlichen Arbeiten, irgendetwas hilfreichem zur Lösung oder wenigstens Erklärung meiner Probleme verbracht.
Es war nichts zu finden.
Dann kam ich an einen Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: wollte ich, dass meine Probleme weiter unsichtbar und unverständlich für andere bleiben? Oder gehe ich das Risiko ein mich zu outen, der Welt mitzuteilen: seht her, ich habe psychische Probleme? Psychische Probleme, die ich einem Behandlungsfehler zu verdanken habe.
Nun bin ich sowieso nicht mehr der Mensch, der ich einmal war.
Ich hatte mich verloren. Menschen, die Behandlungsfehler und deren Folgen gerne bagatellisieren oder gar negieren möchten, haben dazu beigetragen, dass ich wütend genug wurde, um etwas verändern zu wollen. Genau wie meine Familie und die Mitglieder meiner Selbsthilfegruppe mir die Kraft und Mut gaben, die Energien der Wut in Positives umzuwandeln.
Ich wünsche mir sehr, dass diese Seite viele Menschen erreicht und informiert. Betroffenen Mut macht und Profis, zu denen ich auch einmal gehört habe, hilft hinzusehen und zu verstehen.
Birgit Wende
Organisationsberaterin, Gesundheitsmanagerin
EFQM-Assessorin im Gesundheitswesen
Medizinethik
Fachberaterin Psychotraumatologie
Viele Jahre habe ich Einrichtungen im Gesundheitswesen beraten und mich dabei schwerpunktmäßig mit dem Thema Qualität beschäftigt. Fehlerkultur nicht als Theorie, sondern als innere Haltung. Patientensicherheit spielte dabei eine wichtige Rolle. Durch regelmäßige Kontakte mit Patienten und Bewohnern hatte ich auch Zugang zu deren Perspektive. Mir war bewusst, dass Patienten nach Fehlern einen schweren Stand haben und die Verfolgung der Interessen kraftraubend und zermürbend sein kann.
Was die Versorgung von psychischen Folgen solcher Ereignisse angeht, war ich aber der festen Überzeugung, dass das System Betroffenen hilft. Ich habe das überhaupt nicht in Frage gestellt.
Bis ich selbst betroffen war und das innerhalb von wenigen Jahren wiederholt.
Ich musste feststellen, dass Handelnde, also Verursacher und deren Kollegen, Vorgesetzte, nicht adäquat mit solchen Situationen umgehen und durch ihr Verhalten die Psyche noch zusätzlich schädigen. Dabei hatte keine Relevanz, als Betroffene konstruktiv an sie heranzutreten. Schon die Intention, Klären zu wollen, genügte für Ablehnung und Widerstand.
Ich musste auch feststellen, dass Psychotherapie als die Profession, an die man sich bei psychischen Beschwerden wendet, nicht mit Fehler umgehen kann. Die Suche nach einem Psychotherapeuten erwies sich nicht etwa nur als langwierig und schwer wegen der leider üblichen Kapazitätsprobleme. Nannte ich mein Problem, folgten Bagatellisieren oder gar Leugnen, eindeutige Symptome wurden ignoriert.
Nach langer und schädigender Suche habe ich einen Psychotherapeuten gefunden, der die Begriffe Behandlungsfehler und iatrogene, also durch Ärzte verursachte Schädigung nicht nur benutzte, sondern damit umgehen konnte. Ich habe also auch die Erfahrung gemacht, dass es anders geht.
Als ich mich dann später mit meiner professionellen Brille dem Thema widmen konnte, musste ich feststellen, dass das keine Einzelerfahrung und die erlebte Abwehr Regel und nicht Ausnahme war.
Daher habe ich beschlossen, meine Erfahrungen – berufliche wie die als Betroffene von Behandlungsfehlern – zu nutzen, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen und dazu beizutragen, dass sich die Situation für Betroffene ändert.